Angesichts der sich überstürzenden Ereignisse dieses Jahres ist es eine Erleichterung, dass immerhin Weihnachten noch pünktlich kam. Trotz allem scheint der Geist der Weihnacht ungebrochen zu sein – Paketboten können ein Lied davon singen. Viele Geschenke waren unterwegs zu ihren Empfängern; eines der beliebtesten davon ist ein neues Smartphone.
Die Freude über ein neues Android-Gerät kann allerdings in Frust umschlagen, wenn es darum geht, die Daten und Apps vom alten auf das neue Smartphone zu übertragen. Wer Google nicht längst alle Daten überlassen hat, steht vor der anspruchsvollen Aufgabe, alles neu einzurichten. Dafür gibt es mehrere Ansätze mit jeweils individuellen Macken und Vorteilen. Aber kein Grund zur Panik ... das ist alles machbar.
Erst einmal Prioritäten setzen
Bevor Sie Daten auf Ihr neues Smartphone übertragen, sollten Sie entscheiden, was es sich zu übertragen lohnt. Sichern Sie auf jeden Fall alles auf Ihrem PC, aber fühlen Sie sich nicht dazu verpflichtet, den vollen Datenbestand auf das neue Gerät zu kopieren – Sie wollen es ja nicht unnötig vollmüllen.
Wenn es Ihnen es nichts ausmacht, alles mit Google zu teilen, sieht der Umzug von einem Smartphone zum anderen zunächst ganz einfach aus: Synchronisieren Sie alle Ihre Daten mit Google, melden Sie sich auf dem neuen Gerät mit demselben Konto ein und bestätigen Sie Google, dass Ihre Einstellungen wiederhergestellt werden sollen – fertig. Leider garantiert dieser Ansatz keine fehlerfreie Migration. Schlimmer noch: Womöglich bemerken Sie erst Tage oder Wochen später, dass Ihnen auf dem neuen Gerät etwas fehlt.
Mit den richtigen Tools zum Ziel
Einige Handyhersteller bieten kostenlose Tools an, mit denen sich die Daten von einem Mobilgerät auf ein anderes kopieren lassen. Das Google Transfer Data Tool ist speziell auf den Umzug vorhandener Daten auf Pixel-Geräte ausgerichtet. Huawei Phone Clone, LG Mobile Switch und Samsung Smart Switch Mobile tun das Gleiche für die Geräte des jeweiligen Herstellers.
Es gibt aber auch unabhängig entwickelte Apps wie WebToGo X-Transfer. Sie bieten an, das Adressbuch, den Kalender sowie Musik und Fotos von einem Gerät auf ein anderes zu kopieren. Ich stehe diesen Angeboten mit leichtem Misstrauen gegenüber, weil ich nie genau weiß, ob meine Daten dabei doch bei Dritten landen.
Abgesehen von meiner Paranoia haben die herstellereigenen Lösungen einen erheblichen praktischen Nachteil: Anstatt die Apps über den App-Store von Google auf dem neuen Gerät zu installieren, kopieren sie die ursprünglichen Installationsdateien von einem Smartphone auf das andere. Dort erkennen manche Apps, dass sie nicht bei Google Play heruntergeladen wurden, halten sich für Raubkopien und schalten sich ab. Andere laufen überhaupt nicht – etwa weil sie nicht mit dem neuen Gerät kompatibel sind. Das Schlimmste aber: Sämtliche app-internen Einstellungen gehen verloren.
Einige Anwendungen setzen ein Benutzerkonto voraus – etwa Kalorien-Tracker, Online-Tagebücher und einige Spiele. Wenn Sie diese App auf Ihrem neuen Gerät installieren und sich mit Ihren Zugangsdaten einloggen, sollte alles so aussehen wie vorher. Einige Apps haben zusätzlich lokale Einstellungen, die nicht synchronisiert werden. In einem solchen Fall ist es am besten, die Einstellungsdialoge auf beiden Geräten parallel durchzugehen, um sicherzustellen, dass die gleichen Optionen aktiv sind.
Alte Apps, neue Hardware
Der sauberste Ansatz besteht darin, alle Apps auf dem neuen Gerät über Google Play zu installieren. Dies kann entweder über die Android-App stattfinden oder per Fernzugriff über den Desktop.
Bevor Sie fortfahren, sollten Sie einen Plan machen. Erstellen Sie zunächst eine Liste mit allen Apps, die auf Ihrem alten Smartphone installiert sind. Als Nächstes bewerten Sie diese: Höchste Priorität erhalten essenzielle Apps wie Instant Messenger, Browser und E-Mail-Client. Priorität 2 erhalten Lieblingsspiele, Bildeditoren, usw. Nicht mehr benötigte Apps auf dem alten Gerät stufen Sie sie mit Priorität 0 ein.
Sollte diese Liste ausufern, empfehle ich eine Tabellenkalkulation: Darin können Sie die Apps leicht neu ordnen und nacheinander abhaken.
Um Apps aus der Ferne zu installieren, melden Sie sich mit einem Desktop-Browser bei ihrem Google-Konto ein, rufen die App-Liste von Google Play, auf, scrollen dort nach unten, öffnen die App-Beschreibung in einem neuen Tab (Strg+Klick) und klicken auf den grünen Button „Installieren“. Vorher wählen Sie aus einer Dropdown-Liste Ihr neues Gerät aus. Die Sache hat nur einen Haken: Vor jeder Ferninstallation fragt Google Play nach dem Konto-Passwort. Das wird schnell lästig.
Eventuell haben Sie Apps, in denen Sie Funktionen per In-App-Kauf freigeschaltet haben. Einige Apps übernehmen diese Käufe im neuen Gerät automatisch, andere haben in den Einstellungen eine Option „Käufe wiederherstellen“. Sind alle gewünschten Apps auf dem neuen Gerät installiert, kann es an das Übertragen der Einstellungen gehen.
Einstellungen und Daten migrieren
Vor dem nächsten Schritt beachten Sie bitte: Öffnen Sie keine der frisch installierten Apps auf dem neuen Gerät, bevor Sie deren Daten übertragen haben! Andernfalls initialisieren sie sich und richten neue Konfigurationen ein. Das macht es oft unnötig schwer, die alten Einstellungen auf das neue Gerät zu importieren.
Überprüfen Sie zunächst, ob Ihr neues Smartphone ein lokales Adressbuch unterstützt, das nicht bei Google oder anderen Anbietern hochgeladen wird. Anderenfalls können Sie auf MyLocalAccount zurückgreifen. Installieren Sie die App, rufen Sie in den Systemeinstellungen „Konten“ auf, fügen Sie dort „MyLocalAccount“ hinzu und legen Sie dieses Konto als Standardspeicherort für alle Kontakte fest.
Um das lokale Adressbuch vom alten Smartphone zu übertragen, öffnen Sie die Kontakte-App zunächst dort. Unter „Verwalten von Kontakten“ in den App-Einstellungen sollte es eine Option zum Importieren und Exportieren von Kontakten geben. Beim Export entsteht eine vCard-Datei (*.vcf), die Sie auf das neue Gerät kopieren können, um sie dort in die Kontakte-App zu importieren. Wenn Sie gefragt werden, wo die importierten Kontakte gespeichert werden sollen, wählen Sie „MyLocalAccount“.
Es gibt mehrere Apps, um SMS-Nachrichten und Anruflisten auf ein neues Gerät zu migrieren. Ich habe persönlich gute Erfahrungen mit SMS Backup & Restore gemacht. Bei der Auswahl einer App für die SMS-Übertragung empfehle ich, unbedingt die Bewertungen der Nutzer zu lesen. Zu viele Horrorgeschichten sind hier ein schlechtes Zeichen.
Die meisten E-Mail- und Kalender-Apps von Drittanbietern bieten Optionen, um neben Einstellungen auch Termine und Geburtstage zu exportieren und zu importieren. Brave ist einer der wenigen Browser, bei denen man Lesezeichen ohne ein Benutzerkonto übertragen kann. Bei Instant Messengern wie Threema gibt es ebenfalls Wege, Identitäten und Daten sauber zu migrieren – Details stehen meistens im Support-Bereich der App.
WhatsApp-Daten übertragen
WhatsApp scheint nur eine einzige Möglichkeit zu kennen, um Benutzerdaten zu übertragen: über ein Backup auf Google Drive. Es gibt aber auch einen direkten Weg – er ist nur etwas verborgen. Tippen Sie unter Einstellungen > Chats auf „Chat-Backup“ und erstellen Sie über die Schaltfläche „Sichern“ ein lokales Backup. Wenn es geklappt hat, wechselt das Datum hinter „Lokal:“ plötzlich zur aktuellen Uhrzeit.
Als Nächstes kopieren Sie den gesamten Unterordner „Media“ aus dem WhatsApp-Ordner auf das neue Gerät und kopieren die Datei „msgstore.db.crypt12“ aus dem Unterordner „Databases“ in einen gleichnamigen Ordner auf dem neuen Gerät. Füttern Sie nun das neue Smartphone mit Ihrer SIM-Karte und starten Sie WhatsApp. Die App sollte Ihr Backup erkennen und anbieten, Ihre Einstellungen wiederherzustellen.
Dateien auf das neue Smartphone kopieren
Als vorsichtige Natur kopiere ich erst alle meine Daten per USB vom alten Smartphone auf den PC und dann von dort aus auf das neue Gerät. Dabei entstehen vorübergehend drei Exemplare aller Daten – zusätzliche Sicherheit, falls irgendetwas schief geht.
Womöglich dauert dieser Ansatz jedoch länger, als Ihre Geduld hält: Schließlich wollen Sie Ihr neues Smartphone so schnell wie möglich zum Laufen bringen.
Es gibt mehrere Wege, um Dateien und Ordner direkt zwischen Android-Geräten zu übertragen. Viele Android-Geräte bieten WiFi-Direct an, um zwei Geräte ohne Zwischenstopp zu verbinden. „Nearby Share“ von Samsung macht in etwa dasselbe, ist aber etwas einfacher in der Handhabung. Ich verwende oft die Funktion „FX Connect“ des FX File Explorer – sie verbindet zwei Geräte über WiFi-Direct und verbindet dann ihre Zwischenablagen. Total Commander lässt sich um ein WiFi/WLAN Plugin ergänzen, das einen Schritt weiter geht: Es verbindet zwei Geräte so, dass sie wie lokale Pfade erscheinen. Die Oberfläche ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Viel Glück!
Ist alles eingerichtet, können Sie Ihr neues Smartphone genießen. Es empfiehlt sich, das alte Gerät zunächst in seinem bisherigen Zustand zu belassen. Stellen Sie sicher, dass alles Benötigte (Fotos, Videos, Musik...) auf Ihrem PC gespeichert ist, schalten Sie es aus und legen Sie es beiseite. Gegebenenfalls sollten Sie noch die Micro-SD-Karte entfernen.
Dann lassen Sie ein oder zwei Wochen verstreichen, bis sich der Staub gelegt hat. In diesem Zeitraum fällt Ihnen womöglich auf, dass Sie etwas zu migrieren vergessen haben (Hintergrundbilder, Klingeltöne ...). Dann ist es gut, das alte Gerät noch in der Schublade zu haben. Wenn Sie halbwegs sicher sind, dass alles seine Ordnung hat, können Sie das alte Smartphone zurücksetzen und es vielleicht jemand anderem geben.
Nachdem Sie Ihren digitalen Umzug abgeschlossen haben, würde es mich freuen, wenn Sie hier wieder vorbeischauen. Hat alles geklappt? Sind Sie über etwas gestolpert, das ich übersehen habe? Lassen Sie es mich in den Kommentaren wissen.