Immer wieder kommen wir in Situationen, in denen es hilfreich wäre, eine weitere Fremdsprache zu verstehen: vor dem Urlaub, wenn man mit dem Vermieter letzte Details der Ferienwohnung aushandeln will; im Beruf, wenn eine Anfrage aus dem Ausland kommt; daheim, wenn ausgerechnet die deutsche Bedienungsanleitung zu einem neuen Gerät oder Gadget fehlt.

In solchen Situationen kann der Online-Dienst einer Firma aus Köln helfen: DeepL übersetzt Texte fast so gut wie ein Mensch. Wie erstaunlich gut das funktioniert, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was macht Übersetzungen so schwer?

Viele Übersetzungen sind schlecht, weil sie direkt aus dem Computer kommen: Automatisch eingedeutschte Gebrauchsanweisungen strotzen nur so von Fehlern („verbinden Sie die Luftpumpe zur Matratze“); viele Instant-Nudel-Rezepte sind unverständliches Kauderwelsch.

Muss aber nicht sein: Der deutschstämmige Übersetzungsdienst DeepL analysiert Texte so tiefgehend, dass er Missverständnisse vermeiden kann. Bisweilen erreicht DeepL dabei fast die Qualität eines menschlichen Übersetzers.

Hauptproblem bei der Übersetzung zwischen Sprachen ist, dass die Bedeutung vieler Wörter von ihrem Zusammenhang abhängt. Zwei Beispiele aus der deutschen Sprache: „Umfahren“ kann entweder eine Vorsichtsmaßnahme sein oder ein Unfall; eine „Untiefe“ ist entweder unglaublich tief oder unerwartet flach. In anderen Sprachen sind das hingegen komplett unterschiedliche Wörter. Auf Englisch könnte „umfahren“ entweder „bypass“ oder „knock over“ sein und „Untiefe“ würde entweder als „depth“ oder als „shallow“ übersetzt werden. Welches konkret passt, können aber die wenigsten Computer-Übersetzer unterscheiden.

Vorsprung durch neuronale Netze

DeepL analysiert Texte mit neuronalen Netzen. Neuronale Netze, mitunter auch etwas pompös als „Künstliche Intelligenz“ bezeichnet, lösen Probleme anhand von vorgegebenen Mustern. Soll ein neuronales Netz lernen, Texte zu übersetzen, wird es zuerst mit korrekten existierenden Übersetzungen gefüttert. Diese verknüpft es miteinander, bis es daraus ableiten kann, wie neue Texte zu übersetzen sind. Dies wird auch „maschinelles Lernen“ genannt.

Der Lernaufwand eines neuronalen Netzes ist ziemlich groß. So setzt DeepL etwa auf einen Supercomputer mit einer Leistung von 5,1 PetaFLOPS – das entspricht in etwa der Prozessorleistung von 5000 Desktop-Rechnern. Das Superhirn von DeepL steht übrigens nicht in Köln, sondern in einem Rechenzentrum in Keflavik, Island. Dort fällt es dem Übersetzungsprogramm leichter, einen kühlen Kopf zu behalten: niedrige Außentemperaturen auf der Atlantikinsel machen die Klimatisierung des Rechenzentrums günstiger.

Das Geheimrezept zur besseren Übersetzung

Die Online-Übersetzer von Google („Google Translate“) und Microsoft („Bing Microsoft Translator“) setzen ebenfalls auf neuronale Netzwerke. Deren Ergebnisse erreichen jedoch lange nicht die Qualität des Newcomers aus Deutschland. Von DeepL übersetzte Texte wirken stellenweise nicht nur menschlich, sondern geradezu elegant.

Wie schaffen die Kölner das? Das Unternehmen hält sich bedeckt: Die selbstentwickelte „neue Anordnung der Neuronen und ihrer Verbindungen“ bilde natürliche Sprache besser ab als bisherige Übersetzungssysteme.

Im Unterschied zur Konkurrenz bietet DeepL eine überschaubare Sprachauswahl. An den Start ging das System 2017 mit sieben Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch und Spanisch. Im Dezember 2018 kamen Portugiesisch und Russisch dazu; Japanisch und Mandarin sind laut Hersteller in Vorbereitung. Zum Vergleich: Google stellt derzeit 99 Sprachen zur Auswahl.

So setzen Sie DeepL optimal ein

DeepL lässt sich kostenlos und ohne Anmeldung nutzen. Hierfür kopieren Sie entweder den zu übersetzenden Text in ein Online-Formular oder laden ihn als Textdokument oder Präsentation hoch. Das Formularfeld nimmt maximal 5000 Zeichen entgegen, beim Upload entfällt die Größenbeschränkung.

Der große Vorteil bei der Übersetzung über das Formular besteht darin, dass Sie das Ergebnis interaktiv verfeinern können. Wenn Sie merken, dass ein Satz holpert, öffnet ein Klick in den übersetzten Text ein Popup-Menü mit alternativen Vorschlägen. So lässt sich die Übersetzung bequem und schnell korrigieren. Dabei korrigiert DeepL nicht nur einzelne Wörter: Bei Bedarf schlägt der Übersetzer einen komplett neuen Satz vor.

DeepL nimmt auch .docx-Textdokumente und .pptx-Präsentationen entgegen. In TextMaker speichern Sie das Dokument hierfür vor dem Upload über Datei | Speichern unter als „Microsoft Word 2007-2019 (*.docx)“. In SoftMaker Presentations wählen Sie als Dateiformat „PowerPoint 2007-2019-Dokument (*pptx)“. Dann ziehen Sie die Datei mit der Maus vom Datei-Explorer in Windows in das Formularfeld auf der DeepL-Website.

Die Gratisversion liefert allerdings schreibgeschützte Dokumente zurück, aus denen man allenfalls den Rohtext herauskopieren kann. Darüber hinaus geht beim Datei-Upload die Möglichkeit verloren, die Übersetzung interaktiv zu korrigieren.

Ein Kölner gegen Google, Microsoft & Co.

Wir haben insgesamt sieben Online-Übersetzern denselben Text aus dem Englischen übersetzen lassen; DeepL war dabei allen Konkurrenten haushoch überlegen. Getestet haben wir:

  • Babylon Next Generation (NG)
  • DeepL Translator
  • Google Translator
  • Bing Microsoft Translator
  • Promt Online Translator
  • Systran Text Translation
  • WordLingo Kostenloser Online-Sprachübersetzer

Der Vergleich fand am selben Tag im April 2019 statt.

Einige Ergebnisse bestätigten gängige Klischees über Computer-Übersetzungen: Wer kann bei „Seinem ein feines Buch darin erlaubt ihm ist eigener Weg“ rekonstruieren, wie das Original hieß? Andere Online-Übersetzer schockten mit groben Fehlübersetzungen. So mutierte „punctuation“ (Zeichensetzung) einmal unerklärlich zu „Pünktlichkeit“. Mehrere Dienste ließen wesentliche Formulierungen einfach unübersetzt – ohne Warnung oder Fehlermeldung.

Die schwächsten Ergebnisse produzierten Babylon NG, Systran und WordLingo. Babylon verarbeitet stets nur einen Absatz und benutzt dabei teils stark veraltetes Deutsch. Systran lag bei mehreren Übersetzungen erschreckend falsch. WorldLingo ließ diverse Wörter unübersetzt und produzierte unverständliche Bandwurmsätze. Promt arbeitete ein bisschen besser, erzeugte aber immer noch mehr Kauderwelsch als brauchbares Deutsch.

Bing Microsoft Translator schlug sich wacker, blieb aber insgesamt deutlich hinter dem Google-Übersetzer zurück. Google bietet ähnlich wie DeepL die Möglichkeit, durch Klick auf einen Satz eine alternative Übersetzung auszuwählen. Dabei wechselt Google Translate allerdings gleich den ganzen Satz aus. Im Test führte das zu neuen Fehlern.

DeepL schlug alle Konkurrenten mit deutlichem Abstand und ließ sich auch von absichtlichen Schreibfehlern nicht aus dem Konzept bringen. Nach zwei, drei Klicks in die Übersetzung war der Text ebenso gut übersetzt, wie es ein menschlicher Übersetzer getan hätte. Bei der Übersetzung Englisch-Deutsch passte DeepL zudem als einziger Übersetzer die Anordnung der Satzzeichen fehlerfrei an.

DeepL für Sprach-Profis

Insbesondere für technische Übersetzungen bedeutet DeepL eine enorme Zeitersparnis. Profis bietet DeepL deshalb ein kostenpflichtiges Abo in drei Preisstufen an. Der für berufliche Übersetzer wohl wichtigste Vorteil des Abos liegt im Datenschutz.

Die kostenlose Version von DeepL speichert alle hochgeladenen Texte und deren Übersetzungen, um das neuronale Netz beim Lernen zu unterstützen. Die Uploads der zahlenden Nutzer werden hingegen sofort wieder von den Servern gelöscht. Darüber hinaus gibt die Pro-Version ungeschützte Dokumente und Präsentationen zurück und nimmt auch reine Textdateien (.txt) entgegen. Der Starter-Tarif schließt fünf Dokumentübersetzungen im Monat ein, Advanced umfasst 20 und Ultimate 100 Dokumente im Monat.

Ab der Advanced-Version lässt sich DeepL auch in professionelle Übersetzungswerkzeuge einbinden („CAT-Tools“, Computer-Aided Translation) wie zum Beispiel SDL Trados Studio und memoQ. Softwareentwickler können auch den DeepL-Übersetzungen in ihre eigenen Produkte integrieren, indem sie den Zugriff auf die DeepL-Programmierschnittstelle abonnieren und nach Übersetzungsvolumen bezahlen.

Nutzen Sie DeepL sinnvoll für sich

Für Privatanwender, die nur gelegentlich Texte übersetzen und kein Problem mit der Speicherung der Texte auf den DeepL-Servern haben, ist die kostenlose Variante von DeepL derzeit die attraktivste Lösung am Markt. Sensible persönliche Daten wie Ausweisnummern, Bankverbindungen oder Flugdaten entfernen Sie gegebenenfalls vor dem Upload aus dem Text, um sie nach der Übersetzung wieder lokal einzufügen.

Wer zwischen Sprachen übersetzen muss, die DeepL bisher nicht unterstützt, dem bleiben eigentlich nur Google Translate oder der Bing Microsoft Translator. Deren Übersetzungen holpern zwar mitunter sehr, dafür übersetzen diese Dienste auch ganze Webseiten, ohne dass man sie absatzweise in das Übersetzungsfeld kopieren müsste. Bei Korrespondenz können Sie eventuell anmerken, dass der Text maschinell übersetzt wurde und deshalb um Nachsicht bitten.

Wir hoffen, Ihnen hiermit einen guten Überblick über die Möglichkeiten von Online-Übersetzungstools gegeben zu haben und freuen uns auf Ihr Feedback. Verwenden Sie bereits automatische Übersetzungs-Tools in Ihrem Alltag? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns – die Kommentarspalte dieses Blogs steht Ihnen dafür zur Verfügung!


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